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Symbeyond Realities

Phanorganische Lebewesen als Resultat einer spekulativen Denkform

Prolog

Die zunehmende Technologisierung der Welt und die natürliche Evolution – zwei Prozesse, die in verschiedenen Tempi verlaufen. Während immer neue Erfindungen und Systeme, Ideen und Maschinen unseren Alltag beeinflussen, schreitet die natürliche Evolution nicht schneller voran als bisher. Diese Asynchronität beider Prozesse bedarf einer Ergänzung der fehlenden Sinne für eine „technologische Welt“. Symbeyonden nehmen sich dieses sensuellen Defizits an und ersetzen, erweitern oder ergänzen fehlende Sinne.

Abbildung der Autorin: Als Folge der verschiedenen Tempora von Technologisierung und natürlicher Evolution spannt sich zwischen 4. Sphäre und Geist und Phylogenese der Raum der sensuellen Defizite auf. Er umfasst alle begreif- und spekulierbaren Aktionsräume. Also alle tatsächlichen und möglichen Folgen oder Auswirkungen von Technologie, die nicht mit den menschlichen Sinnen wahrnehmbar sind und durch Symbeyonden substituiert werden können.

Max Scheler beschreibt in seinem gleichnamigen Buch die Stellung des Menschen im Kosmos und theoretisiert den Prozess der Menschwerdung auf der Grundlage des Geistes. Für ihn ist der Mensch dann Mensch geworden, als er sich die Vierte der vier Sphären seines Modells, des „Überräumlichen und Überzeitlichen“, für sich erschloss. Die Fähigkeit, in die Zukunft zu planen, sei allein dem Menschen eigen. Scheler stellt zudem fest, der Mensch habe als einziges organisches Lebewesen einen Geist und sei daher nicht mehr trieb- und umweltgebunden, sondern frei und weltoffen. 

Mit der entwickelten Fähigkeit, das „Überzeitliche“ und „Überräumliche“ zu betrachten, eröffnet sich eine Weite, die der Mensch nicht zu erfassen vermag. Die Erfindung von Maschinen, Computern und anderen Technologien treibt diese Sphäre des Seins in unabsehbare Weiten und verwehrt dem Menschen den Zugang. Dieses „unbekannte Unwissen“ und die Frage „Was sind die Folgen/Möglichkeiten der Technik?“, finden ihren Platz in der Klassifikation der Symbeyonden neben den „sensorischen Defiziten“. Letztere beschreiben ein Spektrum von Möglichkeiten, die der Mensch durch die Technik zwar verstehen, aber nicht mit seinen eigenen Sinnen erfahren kann. Beispiele hierfür wären die WLAN-Strahlung oder die globale Erwärmung.

Die Symbeyonden sollen zur physischen Erfassung der „sensuellen Defizite“ beitragen und einen spekulativen Möglichkeitsraum eröffnen.

Das Projekt wurde im Rahmen der Dutch Design Week 2022 in Eindhoven, NLD und der Design Week in Mailand, IT ausgestellt. Außerdem befindet sich einer der Organismen im Pforzheimer Stadtmuseum. Anlässlich der Smart City Days wird ein Symbeyond außerdem im alten Schlachthaus in Pforzheim zu sehen sein.

Alle Fotografien des Projektes entstanden in Kooperation mit der Foto-WERK-statt.

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